Die Angst vorm Atomkrieg – blendet uns Trumps Bromance mit Kim?
Heute ist der offizielle Hiroshima-Gedenktag. Vor exakt 74 Jahren um 8:16 Uhr Ortszeit detonierte in 580 Metern über der Innenstadt von Hiroshima eine Atombombe. Knapp 45 Sekunden später waren 80 Prozent der Innenstadt vollkommen zerstört. Selbst in über zehn Kilometern Entfernung gingen noch Bäume in Flammen auf durch die enorme Hitzewelle, die durch die Detonation ausgelöst wurde. Ein Schreckens-Szenario aus der Vergangenheit. Oder stehen wir knapp 75 Jahre danach vor einer ähnlichen Situation? Wir haben untersucht, wie sehr sich die Deutschen mit dem Thema Atomkrieg beschäftigen.
Welche Daten haben wir analysiert?
Wir haben uns angeschaut, wie sich die Google-Suchen zu den Keywords „Atomkrieg“ und „Atombombe“ von 2004 bis heute in Deutschland entwickelt haben. Anhand der Daten haben wir ausmachen können, dass das Interesse an Suchanfragen mit dem Begriff „Atombombe“ kontinuierlich abnimmt (Grafik 1).
Schaut man sich hingegen den Suchbegriff „Atomkrieg“ an, so gab es seit 2010 einen starken Anstieg des Interesses (Grafik 2). Im Jahre 2017 fanden die Anfragen dann ihren Höhepunkt – und das hatte einen ganz bestimmten Grund.
Das Machtspiel von Trump & Kim Jong-Un
Scheinbar schien das Thema Atomkrieg schon seit zehn Jahren in den Köpfen der Menschen zu brodeln. Doch es war die Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump, die das Fass scheinbar zum Überlaufen brachte. Denn kurz nach der Amtseinführung im April 2017, kochten die Gemüter zwischen Donald Trump und dem Nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-Un hoch.
Der erste, der mit den Säbeln rasselte war Kim Jong-Un, der in Nordkorea den Einsatz einer Wasserstoffbombe testete. Diesen Akt sah Donald Trump als höchste Provokation an und verwies mit indirekten Worten auf das amerikanische Atomwaffen-Arsenal. Auch Südkorea fühlte sich provoziert und begann eigene Aktionen, bei denen Raketenangriff gegen Nordkorea simuliert wurde.
Die Bedrohung ist real: Sigmar Gabriel warnt vor einem Atomkrieg
Im August 2017 schien die Situation fast vor der Eskalation zu stehen. Nicht nur Spitzenpolitiker wie Sigmar Gabriel sahen die (Be-)drohungen als reale Möglichkeit eines erneuten Atomkrieges an. In diesem Zeitraum stiegen auch die Google-Suchanfragen dramatisch an und die Bevölkerung schien ebenfalls Angst vor einem erneuten Atomkrieg zu haben.
Noch einmal gut gegangen?!
Doch was als reale Bedrohung im Raum stand, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Zwar probten die USA im Februar 2018 noch einen nuklearen Raketenschlag, ließen dem Test aber nie wahre Taten folgen. Stattdessen schlug Trump im Frühjahr 2018 überraschend ein Treffen mit Diktator Kim vor, das prompt im Juni stattfand und das Verhältnis vorerst entspannte. Seitdem werden schwärmerische Tweets über den Pazifik geschick – und die Fieberkurve bei Google ist abgesackt, trotz neuer Provokationen aus Nordkorea.
Trumps „Bromance“ mit Kim hat die Angst vor dem Atomkrieg erst einmal genommen – das Risiko eines solchen Konflikts ist aber laut Experten höher denn je. Nicht zuletzt nach dem INF-Ausstieg der USA und angesichts der immer schärferen Töne zwischen Indien und Pakistan. Anscheinend nehmen unsere Landsleute diese Bedrohung aber kaum wahr – sie ist ja auch abstrakter als ein dicker Junge mit Raketen. Wie beim weißen Hai lauert die echte Gefahr unter der Wasserlinie…
Unser Appell an die Machthaber: Make love not war! Und wenn keine „Love“ da ist, dann produziert wenigstens Daten, damit wir euch weiterhin im Blick haben.