Die wichtigsten Neujahrsvorsätze 2019 – und wie lange sie halten.
“The same procedure as every year” – der Januar beginnt mit hehren Absichten, so gehört es zur Tradition. Und mit den guten Vorsätzen kommen die Zweifel: Hatte man sich das letzte Jahr nicht dasselbe vorgenommen? Wie lange hält die edle Gesinnung überhaupt an?
Rettung ist in Sicht, denn in Zeiten von Big Data lassen sich diese Fragen beantworten. Also haben wir untersucht, was die Deutschen in den sozialen Medien zum Jahreswechsel 2018/2019 über ihre Vorsätze verraten – und wie lange diese im Schnitt der letzten Jahre dabei bleiben.
Um die beliebtesten Vorsätze zu ermitteln haben wir sämtliche öffentlich zugänglichen Social Media Posts, in denen es um Vorsätze, Neujahr etc. ging, nach Engagements gefiltert und diejenigen, die die meisten Likes und Shares erzielt haben nach Themen analysiert.
Traditionelle Favoriten – in neuer Gewichtung: Stressabbau vor Gesundheit
Die drei wichtigsten Vorsätze für 2019 überraschen nicht grundsätzlich – die Trends dahinter verraten jedoch Einiges über unsere Gesellschaft: das Podium teilen sich die festen Absichten a) mehr für seine Fitness zu tun, b) sich gesünder zu ernähren und c) mit mehr Achtsamkeit und weniger Stress durchs Leben zu gehen.
Auch über die letzten Jahre hinweg sind das die Klassiker. Doch wir sehen einen stabilen Trend, dass die Themen Achtsamkeit und Stressabbau deutlich zunehmen, ebenso wie Fitness im Leben der Menschen wichtiger wird. Klassische Gesundheitsvorsätze – von gesunder Ernährung übers Abnehmen bis zur Rauchentwöhnung – verlieren hingegen an Bedeutung, wenn auch nach wie vor auf hohem Niveau.
Ausgemessen – wie lange halten Vorsätze an?
Jedes Jahr wieder stehen diese Themen zum Jahreswechsel ganz oben auf der Agenda. Doch wie lange hält die Aufmerksamkeit an, die die Menschen auf gesunde Kochrezepte, Fitnessstudios oder Achtsamkeitstraining ganz konkret verwenden?
Mit einer Analyse der deutschen Google-Suchen der letzten 5 Jahre lässt sich dies klar beantworten. Wie? Wer sich z.B. vornimmt, mehr für seine Fitness zu tun, und dem wirklich Handlungen folgen lässt, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Fitnesscenter suchen oder Übungen für zu Hause. Dito für gesunde Kochrezepte, Meditationsübungen etc. Für die Recherche nutzen dabei heute die meisten Menschen Google. Millionen Suchen zeigen uns so Verhaltensmuster in der Gesellschaft mit mehr Natürlichkeit und Präzision, als klassische Marktforschungsstudien, in denen immer nur wenige Hundert, höchstens einmal tausend Menschen befragt werden.
Erkenntnis #1: Fitness-Vorsätze bleiben ein Vierteljahr in der Aufmerksamkeit
Erkenntnis #2: Ernährungs-Vorsätze halten ein halbes Jahr
Erkenntnis #3: Stressabbau ist ein Dauerbrenner
Unsere Auswertung zeigt, dass das hohe Interesse am Fitness-Studio, das über den Jahreswechsel stets wieder einen einsamen Gipfel erreicht, lediglich bis in den März anhält und im April bis Mai sein Jahrestief erreicht. “Wer dann kein Studio hat, sucht sich keines mehr”, hätte Rilke wohl gedichtet. Zumindest, bis im Herbst wieder das schlechte Gewissen zuschlägt. Wer dem inneren Schweinehund nachgibt, kann sich damit trösten, dass zumindest jene, die das Rauchen aufgeben wollen, oft nur bis Februar dabei bleiben.
Mehr Durchhaltevermögen hingegen zeigen Ernährungsvorsätze. Zwar sinkt die Nachfrage nach gesunder Ernährung über die Jahre – das Interesse derjenigen aber, die sich dem Thema annehmen, bleibt nach dem überragenden Neujahrshoch jeweils bis in den Juni hinein über dem Durchschnitt. “Das erste Halbjahr dient der Gesundheit, das zweite dem Exzess” wäre ein treffendes Motto, zumal das Interessen daran, Gewicht abzunehmen, dem selben Muster folgt.
Ein echter Dauerbrenner sind hingegen Achtsamkeit und Stressabbau: das ganze Jahr über schaffen sie es immer wieder weit nach oben auf die Agenda – ein Tal gibt es, wenn überhaupt, nur in den Sommerferien, wenn der Urlaub Erleichterung verschafft. “Stress kennt keine Jahreszeit” lautet die Devise… und er nimmt offenkundig weiter zu.Über die Analyse
Vier Vorsätze im Detail – Was (die) Daten Verraten
1} Stress abbauen
Die Themen Stressabbau & Achtsamkeit zeigen keine klaren jahreszeitlichen Muster, sondern schieben sich übers Jahr immer wieder in der Aufmerksamkeit nach vorne (außer in den Sommerferien). Das verdeutlicht, dass Stress ein „Ganzjahresproblem“ ist. Außerdem entwickeln sich die Suchanfragen in den letzten 5 Jahren kontinuierlich nach oben: ein Anzeichen dafür, dass das allgemeine Stresslevel steigt und Menschen vermehrt Auswege aus dem stressigen Alltag suchen.
2} Fitness & Sport
Gut bestellt scheint es um das Fitnesslevel der Deutschen – zumindest wenn man die Suchanfragen betrachtet. Diese verbuchen ein kontinuierliches Plus. Das Interesse hält jedoch nach anfänglicher Euphorie zum Jahresbeginn lediglich bis März an. Hier flacht es schnell ab und erreicht zur Jahresmitte seinen Tiefstand – das Workout-Sommerloch. Erst ab September steigt das Interesse wieder langsam an und erreicht zum Jahresende sein Hoch… eine neue Runde, eine neue Wahnsinnsfahrt.
3} Gesunde Ernährung
Gesunde Ernährung ist im wahrsten Sinne in aller Munde – besonders zum Jahreswechsel. Die Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema hält durch die ersten Jahreshälfte an, bevor es im zweiten Halbjahr im Keller verschwindet. Erst nach den „fetten Wochen“ der Advents- und Weihnachtszeit – passend zum Neujahr – holt die Menschen das schlechte Gewissen wieder ein und das Thema wird erneut zu einem der Top 3 Vorsätze. Doch gehen Ernährungsvorsätze von “gesunder Ernährung” bis “Abnehmen” seit 2014 zurück.
Das heißt jedoch nicht unbedingt, dass gesunde Ernährung für Deutsche pauschal an Bedeutung verliert. Konkrete Suchen zu einzelnen Themen wie ausgewogenen Kochrezepten, fleischarmer Ernährung und Bio-Lebensmittel nehmen zu. Auch wenn das Niveau dabei niedriger ist als bei den Klassikern wie “Abnehmen”, lässt dies den Rückschluss zu, dass sich gesunde Ernährung zumindest für einen Teil der Bevölkerung auf dem Weg vom Vorsatz zur Routine befindet.
4} Rauchentwöhnung
Während früher noch fast überall der Duft von kaltem Nikotinrauch in der Luft lag, ist das Rauchen heute in der Defensive. Viele, die aufhören wollten, haben dies bereits getan. Dieser Trend spiegelt sich auch in den erhobenen Daten wieder, die über die Jahre leicht rückgängiges Suchvolumen zeigen. Allerdings offenbaren die Daten auch, wie schwer von der Nikotinsucht loszukommen ist: während ab Ende Dezember die Rauchentwöhnung alle Jahre wieder Top-Thema wird, hält sich die Aufmerksamkeit nur ca. 1 Monat in den Köpfen. Danach geht es Stück für Stück wieder bergab, bis es ab Oktober fast kaum noch Suchanfragen gibt – natürlich nur bis zum nächsten Gewissensbiss knapp vor dem Jahreswechsel.