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Serie Zukunft der Arbeit: New Work – 1 Thema, 6 Facetten

Serie Zukunft der Arbeit

Arbeit 4.0, New Work, Zukunft der Arbeit – es mangelt nicht an Modebegriffen für den Wandel in unserer Arbeitswelt. Unser Anspruch: unter die Oberfläche blicken: was meinen die Menschen, wenn sie diese Begriffe benutzen? Was verbindet Deutschland mit New Work?

Wir haben dafür über 185.000 Beiträge in journalistischen und sozialen Medien analysiert und herausgearbeitet, in welchen Dimensionen das Themenfeld diskutiert wird.

Worüber sprechen unsere Landsleute, wenn sie über Arbeit 4.0 sprechen? Hier sind die Top 5 Kontexte:


#1 – Politische Gestaltung & Rahmenbedingungen
Was macht man in Deutschland, wenn es um die Zukunft geht? Fordern, dass die Politik sie doch bitte gestalten soll – und bis dahin erst einmal auf “die da oben” warten. Dieses Klischee findet man beim Thema New Work zumindest in der öffentlichen Diskussion bestätigt: der führende Aspekt ist eindeutig die Frage, welche Rahmenbedingungen die neue Arbeitswelt benötigt und was die Politik unternehmen muss, um diese passend zu gestalten. Von der Frage, ob bei einer gänzlich freien Zeiteinteilung Nachtzuschläge noch angemessen sind bis zur Debatte über ein bedingungsloses Grundeinkommen.


#2 – Chancen & Risiken von künstlicher Intelligenz
Nach dem Blick auf den Staat wendet sich der Deutsche seinem zweiten Lieblingsthema zu: der Technik. Auch hier trägt der Griff in die Klischee-Mottenkiste wieder reiche Früchte: nicht etwa die organisatorischen oder kulturellen Veränderungen von New Work stehen auf dem Treppchen der meistdiskutierten Aspekte, sondern das Megathema KI. Während Unternehmen heute mit Kanban, Newsrooms, Co-Working-Plattformen und lateraler Führung ringen, diskutiert das Land darüber, ob Algorithmen nicht die besseren Manager sind. Dabei ist klar: agiles, bereichs- und standortübergreifendes Arbeiten braucht eine gute IT-Infrastruktur und datengetriebene Arbeitsweisen. Doch gegenüber diesen praktischen Erwägungen ist Vieles in der Diskussion noch eher Science Fiction.


#3 – Arbeitsplatzabbau durch Automatisierung
Der Deutsche Dreiklang: Staat, Technik, German Angst. Sorry, jetzt hören wir auf mit den Gemeinplätzen… die Steilvorlage war nur zu schön, belegt doch dieses Trio das Podest der heißesten Aspekte von New Work in Deutschland. Während in Unternehmen, die auf agile Arbeitsweisen und flache Hierarchien umstellen, vor allem die mittleren Führungsebenen nicht zu Unrecht um ihre Zukunft bangen und der Schritt in die Clouds von Drittanbietern manche IT-Abteilung ausgedünnt hat, zielt die Diskussion in der Öffentlichkeit auf ein viel breiteres Szenario. Es kursieren Listen der Berufe, die in der neuen Arbeitswelt vermeintlich wegfallen, und man spekuliert bereits darüber, was wir mit der vielen Freizeit anfangen, wenn nur noch Computer unsere Arbeit machen. Nun erleichtern sicherlich datengetriebene Prozesse und eine umfassende, zentrale Dokumentation von Wissen – Voraussetzungen beispielsweise für effizientes agiles Arbeiten über verschiedene Bereiche hinweg – die Automatisierung von Prozessen. Es wird jedoch in den Szenarien menschenleerer Büros meist übersehen, dass eine solche Automatisierung oder “Botifizierung” nur Sinn ergibt, wo es um sehr stark regelgeleitete Routinen geht, und wo Intuition, Kreativität und Empathie nur eine untergeordnete Rolle spielen.#


#4 – Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Arbeit 4.0 ist ein Gemeinschaftssport, kein Einzelwettkampf. In der öffentlichen Diskussion geht es jedoch weniger darum, wie neue Formen des Arbeitens die Dynamik in Teams und Unternehmen ändern, sondern in erster Linie um die Frage: was macht der Wandel der Arbeitswelt mit unserer Gesellschaft als Ganzes? Wie wird das Verhältnis von Gewinnern zu Verlierern ausfallen? Entstehen neue Chancen für Teilhabe und Aufstieg, und werden ganze Alterskohorten oder Qualifikationen als “nicht 4.0-kompatibel” abgehängt? Sehr wichtige, sehr relevante Fragen, denen sich gerade Unternehmen nicht entziehen dürfen – gerade auch in ihrer “Innenwelt” (welche Mitarbeiter, Funktionen oder Abteilungen fühlen sich abgehängt?). Allerdings kann man sich denken, wie die Vorzeichen in der Öffentlichkeit stehen: führt der Ruf nach politischer Gestaltung und die Auseinandersetzung mit Heilsversprechen und Horrorszenarien der Technik das Feld an, ist die Diskussion zum Thema “Zusammenhalt” oft eher problem- als chancenorientiert.


#5 – Weiterbildung, Ausbildung, Karriere & Qualifikation
Kaum einer möchte der Zukunft der Arbeit unvorbereitet gegenüberstehen, sollte man meinen. Und in der Tat: mit dem Themenfeld Weiterbildung & Karriere hat es gerade noch so ein Thema unter die Top 5 gebracht, das tatsächlich unmittelbaren Praxisbezug aufweist. In diesem Thema lässt sich auch am Ehesten bemessen, wo es in deutschen Unternehmen vorangeht mit New Work und welche Kriterien dabei im Mittelpunkt stehen: denn die Frage, welche Qualifikationen für neue Arbeitsweisen entscheidend sind und wie man diese am besten entwickelt, stehen ganz weit oben auf der unternehmerischen Agenda. Und auch wenn in der Mehrzahl der Unternehmen noch nicht viel neue Arbeitswelt eingezogen sein mag, fragen sich auch immer mehr Mitarbeiter, wie sie unter wandelnden Rahmenbedingungen ihre Karriere optimal vorantreiben.


BONUS – Platz 6: Veränderte Arbeitsbedingungen
Das halbe Dutzend rettet unsere Ehre: Ehrlich gesagt hätten wir ganz naiv-pragmatisch vermutet, diejenigen Dinge, die sich in der Arbeitswelt tatsächlich greifbar verändern, auch unter den Top-Diskussionsthemen zu finden. Doch wo gerne leidenschaftlich die ganz großen Szenarien aufgemacht werden, folgt die schnöde Realität erst auf – Platz 6: Flexible Arbeitsplätze und Arbeitszeiten, agile Zusammenarbeit, Experimente mit Unternehmensdemokratie und der Trend zurück zum Großraumbüro… eben die direkt greifbaren Änderungen am Arbeitsplatz. Das, was Mitarbeiter tatsächlich im täglichen Miteinander beschäftigt.

Ein Abschluss, der das i-Tüpfelchen aufsetzt, wenn es darum geht, wie das Thema New Work diskutiert wird: Praxisbezug steht hinten an. Noch.

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